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2.Quartal mit 5,5% BNP-Wachstum

Schwedens Konjunktur im Aufwind

 

Die schwedische Wirtschaft hat im 1.Halbjahr gut an Schwung gewonnen, mit dem höchsten Waschstum seit sechs Jahren. Privater Konsum, Investitionen und Export trugen dazu bei, und sogar auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Lage leicht verbessert.

 

mat. Stockholm, 8.August

 

Die nationalökonomischen Berechnungen des Statistischen Zentralamts SCB für das 2.Q. bestätigen und verstärken den Eindruck, dass die schwedische Wirtschaft gut in Schuss ist. Gegenüber dem ensprechenden Vorjahresquartal stieg das BNP um 5,5%, und im Halbjahresvergleich lag der BNP-Anstieg bei 4,8%. Das Resultat ist noch besser als es die Analytiker erwartet hatten, deren Prognose laut Reuters im Schnitt bei 4,2% fürs 2.Q.gelegen hatte. Sucht man historisch nach einem gleichwertigen Wachstum, muss man ins 2.Q. 2000 zurückgehen, wo das BNP um 6% gestiegen war. Positiv ist zudem, dass der Wachstumsschub sämtliche Wirtschaftsbereiche erfasst hat. Sowohl der private Konsum, die Investitionen und der Export haben angezogen. Die Inflation lag im Juni bei 1,5%.

 

Privatkonsum starker Wachstumsmotor

Am stärksten zur Entwicklung trugen die Ausgaben der privaten Haushalte bei, deren Anteil an der Quartalszuwachsrate sich auf 1,5% belief. Die Privatausgaben stiegen mit 3,2%, was vor allem dem Detailhandel zugute kam, in den um gut 9% mehr flossen als im Vorjahresquartal. Für die Anschaffung von Autos wurde um 6% mehr ausgegeben. Deutlich wird auch, dass viele Haushalte ihr Wärmesystem modernisieren, was sich in einem Sinken des Heizölkonsums manifestiert, während für alternative Brennstoffe sowie Strom mehr ausgegeben wurde. Auch die Ausgaben für Benzin sanken -angesichts hoher Preise sowie der probeweise eingeführten Automaut in der Stockholmer Innenstadt- während in erhöhtem Ausmass die Massenverkehrsmittel benutzt wurden. Der öffentliche Konsum stieg im Quartalsvergleich um 1,3%, wobei der staatliche Konsum mit 0,6 und der Konsum der Gemeinden mit 1,6% stiegen.

 

Höherer Investitionstakt und Aussenhandel

Die Bruttoinvestitionen wuchsen deutlich um 7,9%, und trugen damit mit 1,4% zum BNP-Wachstum bei. Die Bauinvestitionen stiegen um gut 10%, wobei der Wohnbau sowie starke staatliche Strassenbauten wesentlich beitrugen. Die Investitionen der Privatwirtschaft zogen insgesamt um 8,1% an, jene des Staates um 9% sowie die der Gemeinden um 4,3%. Auf dem privaten Sektor hat sich sich nun nach einigen schwachen Quartalen die Transportwirtschaft erholt, ihr Investitionstakt betrug 35%. Einen kräftigen Investitionsschub gab es auch in der Energiewirtschaft mit einer 25%-igen Erhöhung, während lediglich in der verarbeitenden Industrie ein Rückgang um 2,6% verbucht wurde.

 

Dagegen wuchs der Aussenhandel wesentlich, mit einer Stärkung der Exporte um 7,1% und der Importe um 6,5%. Dabei wiesen vor allem Export und Import von Dienstleistungen eine deutliche Steierung auf während der Warenhandel bedeutend schwächer abschnitt.

 

Gestiegene Produktion

Die meisten Branchen konnten die Produktion deutlich erhöhen, sie stieg in der Privatwirtschaft um 6,2%. Die Beschäftigung, gemessen in geleisteten Arbeitsstunden, erhöhte sich um 1,3%. Im Bergbau und der verarbeitenden Industrie betrug die Produktionssteigerung 7,1%, in der Bauwirtschaft 8,8% und in den Dienstleistungsbranchen 6,1%, wozu vor allem Gross- und Detailhandel sowie Banken und Versicherungen starke Beiträge leisteten. Die öffentliche Produktion stieg indessen um 1,7%, die Beschäftigung nach Arbeitsstunden um 1,2%. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl geleisteter Stunden in Schweden mit 1,2%.

 

Im Vergleich mit dem 1.Quartal wuchs das BNP im 2.Quartal um 1,4%. Schon nach dem 1.Quartal hatte Schweden auf ein beachtliches Wirtschaftswachstum zurückgeblickt. Dieses hat sich nun noch verstärkt. Damals waren die Investitionen in Maschinen stark gestiegen, die verarbeitende Industrie rüstete um. Der Bausektor, der da eher noch Stagnation zeigte, ist hingegen im 2.Quartal stark in Gang gekommen. Auch wenn sich auf dem Arbeitsmarkt eine leichte Erholung abzeichnet, schlagen sich die guten Wachstumsdaten längst nicht so deutlich in der Beschäftigungslage nieder. Im Juni lag die Arbeitslosigkeit bei 6,3%. In der vorigen Woche waren in Schweden 368.000 Personen arbeitlos bzw. in beschäftigungspolitischen Programmen untergebracht, das sind um 17.000 weniger als vor einem Jahr.

 

Warnung vor Überhitzung

Während die sozialdemokratischen Kommentatoren, sechs Wochen vor den Reichstagswahlen, über die Zuwachsraten jubelten, gab es auch skeptische Stimmen. Der Chefanalytiker der Skandinaviska Enskilda Banken etwa warnte vor einer Überhitzung durch eine prozyklische Finanzpolitik. Das hohe Wachstum führe auch zu einem Zuwachs in der Staatskasse, und damit in einem Wahljahr zur Versuchung, mehr Geld auszugeben. Ein Kommentar des Konjunkturinstitutes weist dagegen darauf hin, dass das jetzige exzeptionell starke Wachstum darauf beruhe, Schweden habe mehrere Jahre lang auf ungenutzen Kapazitäten auf dem Arbeitsmarkt gesessen. Die Nachfrage sei zu schwach gewesen und sei eben jetzt in Fahrt gekommen.