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Skandinavien - glückselige Wachstumsinsel?

 

mat. Stockholm, 30.Mai

 

Während Dänemark und Norwegen den Konjunkturhöhepunkt bereits überschritten haben düften, zieht das Wachstum in Schweden und Finnland 2006 an. Der Aufschwung hält aber in allen vier Ländern an, u.a. mit verbesserter Arbeitsmarktlage und starken privaten Haushaltskassen. Die Zentralbanken tendieren zu schrittweisen Zinserhöhungen um dem teilweise überhitzten Wohnungs- und Immobilienmarkt die Spitze zu nehmen.

 

Starke Privathaushalte in Schweden

 

Eine starke Binnenkonjunktur prägt in diesem und im kommenden Jahr das Wachstum in Schweden. Kaufstarke private Haushalte sind die Triebkraft. Der Arbeitslosigkeit ist weiterhin in leichtem Rückgang, und der kräftige Anstieg der Kurse an der Stockholmer Börse, an dem viele Bürger via Investment- und Pensionsfonds profitierten, führte zu grösserem Optimismus und verstärkter privater Nachfrage. Der private Konsum wird 2006 um ca. 3,5% ansteigen. Die Regierung steht zudem im September vor Wahlen, und hat daher ihren expansiven Frühjahrshaushalt noch mit einigen Ausgabenmilliarden gewürzt, die die privaten Haushaltskassen zusätzlich stärken. Die Wirkungskarft der Wahlstimulantia wird allerdings 2007 wieder abnehmen, und ein Anstieg der Inflation auf 1,1 % im laufenden Jahr sowie der Zinsen dürften die Zuwachsraten der privaten Einkommen in den kommenden zwei Jahren erneut dämpfen. Die Investitionen wachsen weiter, allerdings in schwächerem Takt als 2005, und gemäss Umfragen sind die Expansionspläne der Industriebetriebe für die kommenden Jahre spärlich. Die meisten Analytiker rechnen damit, dass die Reichsbank den immer noch niedrigen Leitzins schrittweise weiter bis auf jenen der Europäischen Zentralbank anheben wird, was auf eine Stärkung des Kronenkurses hinausliefe.

 

Konjunkturhöhepunkt in Dänemark überschritten

 

In Dänemark scheint der Konjunkturhöhepunkt bereits überschritten zu sein. Dennoch befindet man sich immer noch in einer starken Aufgangsperiode. Die Inflation liegt stabil unter 2 % und die Arbeitslosigkeit sinkt stetig und liegt auf dem niedrigigsten Niveau seit 30 Jahren. Dennoch sind die Löhne 2005 mit 2,8% nur mässig gestiegen.Das Wachstum des privaten Konsums, das 2005 weiter auf 3,8 % stieg, bremst sich nun allerdings ein, wobei als Zuwachsrate in den nächsten Jahren rund 2% erwartet werden. Nichts spricht jedoch für eine Schwächung der Kaufkraft, eher wird die Nachfrage nach ein paar äusserst starken Jahren nun eben schwächer weil bereits eine Menge Bedürfnisse gedeckt werden konnten. Die Ausgabenfreudigkeit der Bürger war im vorigen Jahr noch dazu durch enorme Wertsteigerungen auf dem Immobilienmarkt zusätzlich angeheizt worden, und dürfte sich auch angesichts steigender Zinsen etwas verlangsamen. Der kräftige Exportanstieg des Vorjahres scheint sich 2006 fortzusetzen, wobei die stärkere deutsche Wirtschaftsentwicklung sowie ein schwächerer Kronenkurs eine Rolle spielen. Auch der weiterhin frische Investitionswind taugt als Wachstumsmotor, der die Abschwächung des privaten Konsums durchaus ausgleichen könnte.

 

Exporte in Finnland angekurbelt

 

Fast 60% der finnischen Exporte gehen in die EU, fast 30% in die Eurozone. Konjunkturelle Schwankungen in der Eurozone führen daher zu Schwankungen im finnischen Export. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2005 wendete sich das Blatt in positive Richtung, und starke Exportzuwächse stellten sich auf fast allen Sektoren ein. Die Aussichten für dieses Jahr sind gut. Die Werften haben nach einigen Jahren Stagnation grosse Aufträge an Land gezogen, und haben gegenwärtig soviel Bestellungen wie seit 20 Jahren nicht. 2005 waren die Exporte zudem durch einen schmerzhaften Streik in der Papierindustrie geschwächt, sodass nun für 2006 ein hohes Exportwachstum erwartet werden kann. Die Investitionen wuchsen im Vorjahr schwächer, doch in diesem Jahr dürfte eine stärkere Auslastung der Industriekapazität hier für mehr Schwung sorgen. Sicher schlägt dabei auch der Bau eines neuen KKW in Olkiluoto zu Buche. Die Arbeitslosenrate ist leicht sinkend, lag 2005 aber immer noch bei hohen 8,5%. Der Privatkonsum stieg 2005 mit 3,4% und überstieg damit den BIP-Zuwachs. Weiter herrscht bei den Bürgern Optimismus man erwartet erst im kommenden Jahr eine gewisse Ermattung. Das Wirtschaftswachstum ist jedoch robust, und Finnland rechnet 2006 mit einem prognostizierten BIP-Plus von knapp unter 4%.

 

Ölpreis als norwegischer Investitionsmotor

 

In Norwegen hält die mehrjährige positive Konjunkturentwicklung mit steigender Beschäftigungsrate und gutem Investitionswillen an. Doch es gibt Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstums. Die private Verschuldung steigt. Auf dem Arbeitsmarkt kommt es zu Engpässen, die Zahl freier Arbeitsplätze ist hoch und manche Branchen finden nur noch schwer passendes Personal. Lohn- und Preisanstiege dürften folgen, und der KPI wird laut Prognosen 2006 2% deutlich überschreiten. Doch Norwegen unterscheidet sich von seinen Nachbarn durch seine Öl- und Erdgasvorkommen, der Überschuss im Aussenhandel ist und bleibt dadurch enorm und liegt bei jeweils 15-20 % des BIP. Der hohe Ölpreis hat den Investitionszuwachs anschwellen lassen, er wird aber mangels neuer Grossprojekte wieder abnehmen. Der Zuwachs beim privaten Konsum weist sinkende Tendenz auf. Zudem ist die private Nettoverschuldung derart angewachsen, dass auch ein mässiger Zinsenanstieg spürbare Konsequenzen zeitigen kann.