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Schwedische KKW auf halbe Kraft geschaltet

Ernsthafter Sicherheitsmangel

 

 

Ausgelöst durch einen ernsthaften Zwischenfall in einem schwedischen KKW stehen derzeit die Hälfte der schwedischen Atomreaktoren still. Das Kernkraft-Kontrollamt stellte Mängel im Sicherheitssystem fest, die auch bei anderen Reaktoren vorliegen könnten. Die grüne Umweltpartei fordert eine gründlichere Untersuchung.und der Strompreis steigt.

 

mat. Stockholm, 3.August

Fünf der zehn schwedischen Kernkraftwerke stehen derzeit still. Ein ernsthafter Zwischenfall am Dienstag voriger Woche im KKW Forsmark hat dazu geführt, dass nun sicherheitshalber sämtliche Reaktoren, bei denen das gleiche Problem akut werden könnte, zwischenzeitlich abgeschaltet wurden. Bei Wartungsarbeiten an einem Stellwerk am Reaktor Forsmark 1 hatte zwar das Sicherheitssystem ordnungsgemäss reagiert, und den Reaktor automatisch gestoppt. Der Meiler stellte damit die Stromerzeugung ein. Da aber das Sicherheitssystem weiter mit Strom versorgt werden muss, übernimmt in einem solchen Fall eine Kette von 4 Dieselaggragaten die Notversorgung. Doch die Automatik, die die Dieselmotoren anwerfen soll, funktionierte bei zwei der Aggregate nicht. Erst 20 Minuten nach dem Zwischenfall wurde der Fehler manuell behoben. Damit lag ein Fehler im Sicherheitssystem vor, der wie inzwischen festgestellt durch einen Kurzschluss bei den Wartungsarbeiten entstanden war.   Das staatliche Kernkraftkontrollamt bezeichnete den Vorfall in seiner Analyse am Mittwoch als ,,ernsthaft". Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass ähnliche Fehler in anderen Reaktoren auftreten, wurden die Betreiber der Werke in Forsmark, Ringhals und Oskarshamn aufgefordert, detaillierten Aufschluss über ihre derzeitigen Notstromsysteme zu geben. Die Betreiber der 2 KKW in Oskarshamn beschlossen daraufhin umgehend einen Rektorstopp. Ebenfalls stillgelegt wurde der zweite Reaktor im KKW Forsmark. Noch dazu ist derzeit der Reaktor in Ringhals wegen jährlicher Routinewartung abgeschaltet, womit die Hälfte der schwedischen Atommeiler gegenwärtig ausser Betrieb sind.

 

Grüne fordern Sicherheitsanalyse

Wie gravierend der Fehler in Forsmark tatsächlich ist, darüber gehen die Ansichten auseinander. Ein Experte bezeichnete den Vorfall als den gefährlichsten Zwischenfall seit Tjernobyl und Harrisburg. Die schwedischen Grünen meinten, dass nun der Anlass für eine gründliche Analyse der KK-Sicherheit vorliege, und sie forderten die Bildung einer internationalen Untersuchungskommission. Und Greenpeace verlangte gar einen Totalstopp sämtlicher KKW. Das KK-Kontrollamt hingegen beteuert, dass in keiner Phase das Risiko eines KK-Gaus vorgelegen habe. Es gehe lediglich darum, dass das fehlerfreie Funktionieren der Sicherheitssysteme gewährleistet sein müsse. Das Abschalten der Atommeiler verursacht den Betreibern allerdings bedeutende Verluste. Allein der Stopp in Forsmark bringt einen täglichen Einnahmensverlust von 8 Millionen Kronen mit sich. Nicht gefährdet ist die schwedische Stromversorgung weil der Verbrauch in den Sommermonaten relativ gering ist. Dagegen ist der Preis an der nordischen Strombörse Nordpool gestiegen.