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NZZ Börse

Tagesgespräch an der Börse

 

 

Ericsson schockt die Börse

 

mat. Stockholm, 16.Oktober

 

Eine Gewinnwarnung hat am Dienstag den Börsenkurs von Ericsson zeitweise um fast 30% einbrechen lassen. Ob dies eine angemessene Reaktion sei, wurde in Stockholm heftig diskutiert. Zwar bleibt die Firma deutlich hinter den Erwartungen zurück, wird aber auch im 3.Quartal immer noch einen ansehnlichen Gewinn ausweisen. Der Telekomausrüster zog die Börse insgesamt in die Baisse. Kurz nach mittag war der Stockholmer OMXS30-Index um 4,3% zurückgefallen. Die Werte der Investmentfirmen Investor und Industrivärden, die auf grossen Ericsson-Posten sitzen, gingen um 4,3 bzw. 4,1% zurück. Treue Privatanleger verkauften ihre Ericsson-Werte während Daytrader wie wild einkauften. Betroffen sind nahezu alle schwedischen Bürger. Jeder achte besitzt selber Ericsson-Aktien, um viele mehr sparen in Fonds, und alle Erwerbstätigen sind automatisch Anteilhaber an Pensionsfonds, die fast alle bedeutende Ericsson-Anteile beinhalten. Die Gewinnwarnung brachte auch der schwedische Krone einen Wertverlust, und mittags hatte die Währung gegenüber Dollar und Euro jeweils 4 Öre eingebüsst. Denn der ausländische Besitzanteil an Ericsson liegt bei 54%, und wer seine Aktien in der Fremdwährung verkauft, der wechselt zumeist auch gleich das Geld ein. Auch der Rest der Telekombranche, wie Alcatel-Lucent in Paris und Nokia in Helsinki, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Und bei manchen Beobachtern weckte das Szenario böse Erinnerungen. Vor fast genau sieben Jahren hatte Ericsson schon einmal mit einem Bericht die Märkte schockiert. Da allerdings mit einer Minusprognose, welche die dazumal völlig auf  IT-Werte fixierte Stockholmer Börse in ein profundes Tief schickte.